Eines sei vorab gesagt: Tana Toraja ist nicht für Jedermann!
Auf unserer Rundreise durch Indonesien legten Chris und ich auch einen Zwischenstopp auf Sulawesi ein. Ein Gebiet auf Sulawesi weckte unsere Neugierde dabei ganz besonders: Tana Toraja. Viel hatten wir gesehen und gehört von bizarren Ritualen und Felsengräbern. Etwas skeptisch machten wir uns auf den Weg.
Tana Toraja ist ein Regierungsbezirk in Sulawesi mit ca. 250.000 Einwohnern (Volksgruppe Toraja).
Der Weg dorthin kann durchaus beschwerlich sein. Unsere Reise begann in Makassar (Direktflüge dorthin gibt es unter anderem von Bali aus). Chris und ich hatten uns gut vorbereitet und uns bereits von Deutschland aus um einen Tourguide gekümmert. Wir können nur Jedem empfehlen, dieses Gebiet nicht allein zu erkunden, denn nur durch die Erzählungen und Geschichten unseres Guides wurde dieser Trip für uns zu einem wirklichen Erlebnis.
Über die Website torajatourguide.com haben wir einen Guide für 5 Tage (4 Nächte) angefragt. Bezahlt haben wir 250 USD (pro Person) mit folgenden Leistungen inklusive:
- Tourguide
- Übernachtungen in Standard Hotels
- Privattour (Chris und ich, Fahrer, Guide)
- Eintrittsgelder
Los geht´s. Wir starten in Makassar, der Hauptstadt von Sulawesi.
Nach einer Übernachtung in Makassar holte uns unser Fahrer früh morgens im Hotel ab. 7 bis 8 Stunden dauert die Fahrt mit dem Auto bis nach Rantepao. Rantepao ist ein größerer Ort in Tana Toraja von dem aus alle Sehenswürdigkeiten gut zu erreichen sind. Sicherlich auch der Ort mit den „modernsten“ Hotels, wobei das Wort „modern“ an dieser Stelle mit Vorsicht zu genießen ist.
Du wirst in dieser Gegend in Indonesien überwiegend auf einheimischen Tourismus treffen. Es gab nur eine handvoll westlicher Touristen, denen wir zwischendurch immer wieder begegnet sind. Da westlich aussehende Touristen auf viele Indonesier scheinbar immer noch eine Faszination ausüben, waren wir uns an den einzelnen Sehenswürdigkeiten manchmal nicht ganz sicher, wer hier nun die eigentliche Attraktion darstellt. Sicherlich schmücken Chris und ich nun die Fotoalben zahlreicher Indonesier.
Wo haben wir geschlafen?
Untergebracht wurden wir im Madarana Hotel, etwas abseits der Innenstadt. Trotzdem leider direkt an der Hauptstraße und somit insbesondere auch nachts sehr laut und nur mit Ohrstöpsel zu überstehen. Die Einrichtung war sehr einfach, es gab keine Klimaanlage, auf Nachfrage wurde uns aber zumindest ein Ventilator zur Verfügung gestellt. Die Konstruktion des Fensters im Bad war leider so offen gestaltet, dass dies eine Einladung für sämtliche Arten von Insekten und Mücken darstellte. Für dortige Verhältnisse war das Madarana Hotel aber bereits eine Unterkunft der besseren Art, wobei es zum Teil etwas veraltet und heruntergekommen war.
Wo haben wir gegessen?
Zum abendlichen Essen können wir das Rimiko Restaurant empfehlen (zentral in Rantepao). Es ist sauber und es gibt auch einige auf westliche Touristen abgestimmte Gerichte. Uns hat es dort sehr gut geschmeckt. Tagsüber waren wir mit unserem Guide unterwegs und haben meistens mittags eine Kleinigkeit gegessen, Frühstück gab es im Hotel.
Das haben wir auf unserer Tour erlebt!
Die Felsengräber von Lemo und Londa
Lemo ist ein Torajadorf, berühmt durch seine Felsengräber mit der Galerie der Tau Tau Ahnenfiguren. Ein wirklich sehr bewegendes und faszinierendes Erlebnis. Die Tau Tau Figuren sind aus Holz geschnitzt und stellen ein Abbild des Verstorbenen dar. Die Gräber befinden sich oftmals in beeindruckender Höhe mit dem Ziel diese vor Plünderungen zu schützen. Es ist ein merkwürdiges Gefühl zu wissen, das sich direkt dort im Felsen die Überreste einer Person befinden, die jeweils wie eine dieser Holzfiguren aussah. Auch Londa lohnt einen Besuch und ist nicht weniger beeindruckend.
Kambira – Die Baumgräber der Kinder
Sterben Kinder bevor sie ihre Milchzähne bekommen haben, wurden diese in Baumgräbern beerdigt mit dem Ziel, dass diese mit dem Wachstum des Baumes dem Himmel immer näher kommen. Gänsehautfeeling. Nach einem Tag voller Gräber, Särge und Knochen fallen wir erschöpft in unser Bett. Gleich nebenan meint jedoch ein Einheimischer, er müsse noch die Karaoke-Party des Jahrhunderts veranstalten. Irgendwann gegen 1 Uhr nachts schlafen wir endlich ein.
Pasar Bolu / Büffelmarkt
Alle 6 Tage findet in Bolu ein großer traditioneller Markt statt, der zahlreiche Besucher aus ganz Tana Toraja anlockt. Hier lassen sich Gewürze, Gemüse, Früchte und vieles mehr shoppen.
Ein wesentlicher Bestandteil ist allerdings der Büffel- und Schweinemarkt. Wir haben noch nie so viele Büffel auf einmal gesehen. Viele dieser Tiere werden allerdings leider auf den für Tana Toraja üblichen Beerdigungszeremonien geopfert werden.
Batutumonga
Mit unserem Guide und Fahrer geht es einige Kilometer Richtung Norden nach Batutumonga. Auf ca. 1.900 Meter Höhe ist es endlich etwas kühler. Wir freuen uns über die frische Brise – Guide und Fahrer frieren – und genießen die wunderbaren Ausblicke und die tolle Landschaft.
Ke´te Kesu
Ke´te Kesu ist ein traditionelles Toraja Dorf, ca. 10 km südöstlich von Rantepao und eine der Hauptattraktionen in Tana Toraja. Hier befinden sich noch zahlreiche der traditionellen Wohnhäuser und Reisspeicher.
Gleich nebenan befindet sich (mal wieder) eine Grabstätte der besonderen Art: Die hängenden Särge. Diese Särge sind an Felswänden befestigt und sind teils geformt wie Boote, Büffel oder Schweine. Die Gräber befinden sich in einem recht schlechten Zustand. Ständig sind wir umgeben von Knochen und Schädeln, die aus den oft bereits verrotteten Gräbern hängen.
Eine traditionelle Beerdigungszeremonie
An einem der Tage bekamen wir die Möglichkeit an einer traditionellen Begräbniszeremonie teilzunehmen. Wir wussten schon so ungefähr, was uns erwartet. Es würde blutig werden.
Kurz vorher kauften wir noch ein Geschenk. Zigaretten, so mussten wir uns von unserem Guide sagen lassen, sind ein passendes Geschenk. Nun gut, wir finden das zwar etwas merkwürdig, aber wie wir später erfahren, handelt es sich bei Zigaretten um eine Art Parallelwährung.
Wir übergeben unser Geschenk und bekommen einen Platz zugewiesen. Wir sehen noch ein anderes Touristen-Pärchen, ansonsten nehmen nur Einheimische teil. Es ist alles sehr wuselig. Ständig werden neue Schweine als Opfergaben auf den Zeremonienplatz gebracht. Schließlich wird auch ein Büffel auf den Platz geführt.
Wir erfahren, dass die Toten oftmals mehrere Jahre in den Wohnhäusern „aufbewahrt“ werden, bevor sie beerdigt werden. Erst wenn sie tatsächlich beerdigt wurden, gelten sie als tot. Bis dahin wird der Tote mit Lebensmitteln und Zigaretten versorgt.
Die rituellen Opferungen sind eine sehr blutige Angelegenheit. Lange können wir da nicht zuschauen. Nach einer Stunde beschließen wir wieder zu gehen. Es ist eine große Herausforderung für uns, diesem Geschehen beizuwohnen ohne nicht auch Mitleid für die Tiere zu empfinden. Besonders auch für die Schweine, die oft stundenlang mit zusammengebundenen Beinen auf dem Platz liegen.
Ist das jetzt Tierquälerei? Macht es den Menschen dort garnichts aus, die Tiere leiden zu sehen? Diese und viele andere Fragen können wir uns auch nach längerem Draufrumdenken nicht beantworten.
Wir wissen nur eins, Tana Toraja ist nichts für Zartbesaitete.
Du möchtest noch mehr zu unseren Abenteuern in Indonesien lesen? Dann haben wir noch einen tollen Beitrag für dich: Bali mit dem Rad erkunden.
Steffi
0 Kommentare